Dienstag, 28. Dezember 2010

Was nimmt man aus Deutschland mit?

Das Schwierigste in der Vorbereitung war die Auswahl sowohl an landeskundlichen Material für den Deutschunterricht in Australien als auch kleinere Gastgeschenke. Die Vorbereitung führt zwangsläufig zu der Frage, was denn nun eigentlich typisch Deutsch sei. Gerade das Deutsche ist aber eher lokal und divers als einheitlich und national zu finden. Die unterschiedlichen Esstraditionen – genannt sei hier nur der Weißwurstäquator, der etwa im Bereich des Mains verläuft – und Mentalitäten sind wunderbare Beispiele.
Natürlich ist es Material der deutschen Jugendpopkultur, die ich für den Unterricht in Australien mitbringe. Neben der „Bravo“ sind es Filme und moderne Musik. Unter den Filmen sind besonders viele mit Till Schweiger in der Hauptrolle. Nein, es war nicht Till Schweiger, sondern eher die Tatsache, dass Filme mit ihm häufig englische Untertitel haben, die zu der Filmauswahl geführt haben. Denn bei weitem sind es nur wenige Filme, die mit englischem Untertitel in Deutschland erworben werden können. Im Bereich der Musik sind es neben „Samy Deluxe“ die „Sportfreunde Stiller“, „Madsen“ und „Tokio Hotel“, die von mir als „typisch deutsch“ eingeschätzt wurden.
Mitgenommen wird neben Werbung, Kochrezepten, deutschen Gesellschaftsspielen, Berliner Mauerstücken auch deutsches Material über Australien. Was seltsam klingt ist durchdacht. Gerade der Kulturvergleich ist das Interessante der Landeskunde. Was nehmen die Deutschen eigentlich über Australien wahr und wie wahr ist es? Tourismusprospekte aber auch Auszüge aus englischen Lehrbüchern zum Thema Australien wurden von mir zur Mitnahme – teils in digitaler Form – ausgewählt. Man müsste mehr mitnehmen aber bei 23 Kilo Höchstgepäck bleibt nur eine Auswahl.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Über das Suchen der Heimatlosigkeit

Für meine Freunde ist mein Aufenthalt als Fremdsprachenassistent in Australien weder legitimierungsbedürftig noch wurde ich nach den Gründen für meine Entscheidung gefragt. Vielmehr sehen sie es als „unglaubliche Chance“. Eine Begründung für die Entscheidung scheint ihnen völlig überflüssig. Doch diese Selbstverständlichkeit erscheint nur auf der Oberfläche. Denn wer Familie, Freunde, Gewohnheiten verlässt, weiß dass er sie nur schwer wiedersehen wird. Ein Jahr ändert vieles. Wer geht, weiß um die Gefahr der Rückkehr. Es muss etwas geben, das diese Gefahr aufwiegt.
Es ist die Veränderung seiner selbst, die als Verlockung der bewussten Heimatlosigkeit erwartet wird. Wer geht, weiß eben auch, dass er verändert, vielleicht stärker, oft weiter denkend zurückkommen wird. Dieses Stärkersein und Weiterdenkende ist befreiend, weil es die Fesseln des eigenen Lebens auflöst. Heimatlosigkeit führt zur Freiheit.  
Wer Gefahren aus dem Weg geht, wird immer Höhe und Macht des Berges bewundern. Nie wird er aber von der Spitze das Tal überblicken. Und nie wird er die Freude eines gelungenen Aufstiegs erfahren. Er wird stattdessen bleiben, wie er ist.