Dienstag, 25. Januar 2011

Erste Tage – Bar Mitzwa und koloniales Flair

Manchmal muss man ans andere Ende der Welt fliegen, um zum ersten Mal auf ein jüdisches Familienfest zu kommen. Der dreizehnjährige Junge liest aus der Thora, bekommt ein Haufen Geschenke und ist nach jüdischer Tradition nun für sich selbst verantwortlich. Interessant bei diesen Festen sind vor allem die Geschichten der Australier, deren Hauptbeschäftigung aus Reisen in andere Länder zu bestehen scheint. Und so hört man von ihren Erfahrungen auf dem Oktoberfest –„nice sausage and good beer, mate!“ – oder von dem Zigeunermädchen, das in der Pariser U-Bahn die Brieftasche stehlen wollte. Kaum ein Australier, der noch nicht in Europa war und kaum ein Australier, der nicht irgendwo auf Welt irgendeinen Bekannten hat.
In den Adelaide Hills, einem Land voller Rinderfarmen und Apfelplantagen, ist ein Rest des kolonialen Flairs erhalten geblieben. So entdeckt man zwischen Eukalyptusbäumen neogotische Kirchen, an deren Anblick man erahnen kann, wie die Siedler versuchten ein Stück England um die Welt zu tragen. Aber es sind nicht nur englische, sondern auch deutsche Spuren, denen man in den Adelaide Hills folgen kann. Fast überall findet man Dörfer wie „Hahndorf“ mit einer „real German Bakery“ und „the best German bratwurst“. So ist es vor allem das Essen, für das die Deutschen bekannt geworden sind und was von den vielen deutschen Glückssuchern übrig geblieben ist.

Der Flug


Von Erfurt nach Adelaide beträgt die Reisezeit etwa 33 Stunden, von denen ich fast vier Stunden schlafen konnte. Diese vier Stunden wurden mir allerdings nur durch zwei wirklich nützliche Flugbegleiter gewährt: Ohropacks und Schlafbrille. Irgendwann hat man alle Filme an Board gesehen und dann ist man dankbar diese kleinen aber nützliche Dinge mitgebracht zu haben.
Es ist Zeitlosigkeit, die einen solchen Flug ausmacht. Startet man in Frankfurt am Abend ist man innerhalb von etwa elf Stunden in Singapur und es ist schon wieder Abend. Irgendwann ist das Gefühl für die Zeit verloren gegangen und die Crew an Board könnte einem Frühstück und vier Stunden später Abendessen servieren, ohne dass man es merken würde. Diese Zeitlosigkeit wird von einer bedrückenden Enge und einem ständigen durch die trockene Luft hervorgerufen Husten begleitet. So täusche man sich nicht und erwarte vom größten Passagierflugzeug der Welt, das ich voller Neugier in Singapur betrat, mehr Platz in den Sitzen. Der Innenraum ist wie jedes andere Flugzeug gestaltet. So erkennt man ziemlich rasch die Reisenden von „Overseas“ an ihrem Husten, ihren dunklen, fast völlig schwarzen Augenrändern und ihren dicken Jacken, die sie tragen wenn sie im Hochsommer in Australien ankommen.

Donnerstag, 13. Januar 2011

Über die richtige Art des Abschieds

Es gibt nur eine Art sich von seinen Freunden zu verabschieden: das Persönliche. Die Freunde erhalten einen persönlichen Gegenstand, mit dem Erinnerungen verbunden sind. Allerdings bekommen sie diesen Gegenstand nicht geschenkt, sondern nur zur Aufbewahrung und als Eintausch für ein Souvenir bei Rückkehr. Weniger der Gegenstand selbst als vielmehr das implizite Versprechen sich wiederzusehen, ja zu müssen. Denn wenn die Gegenstände auch keinen materiellen Wert haben, so wird damit doch ein persönlicher verbunden, dessen Wiedererlangen wichtig ist.