Samstag, 23. Juli 2011

Great Ocean Road

„Die absolut falsche Jahreszeit für einen Road Trip entlang der Great Ocean Road.“ Das war die Warnung bevor der etwa 1900 km lange Road Trip begann. In der Tat beginnt dieser Highway in dem kältesten und nassesten Bundesstaat Australiens: Victoria. Wer im Winter durch Victoria fährt bekommt sehr leicht das Gefühl eigentlich nicht in Australien zu sein, sondern doch eher in England - viel Wind, Regen, überwältigendes Grün und jede Menge Fish and Chips Shops, deren in Biermarinade frittierter Fisch hauptsächlich aus Haifisch besteht. Ja, man hatte vor diesem victorianischen Winterwetter gewarnt und diese traten dann auch ein mit einem aus Wind und Regen gemixten Sonnenschein. Doch was diese Warnungen nicht beinhalteten waren die schönen Seiten dieser Jahreszeit. So zum Beispiel die endlosen, wunderschönen und farbenprächtigsten Regenbogen, die sich über dem tobenden Ozean ausbreiten oder die endlos-verschiedenen Wolkenformationen.
Dieser Highway entlang der Südküste Victorias bietet zwei der wesentlichen australischen Erfahrungen: nie gesehene Naturschauspiele und endlose, weltberühmte Surfstrände. Mit Surfing beginnt die Great Ocean Road auch. In Torquay nahe Melbourne gibt es nicht nur hunderte Surfing Outlets, sondern dort befindet sich auch Australiens Surfmuseum, das neben den Anfängen der Surfbewegung auch Surfing als Aussteigerphänomen zeigt und zu dessen Highlights das ehemalige Board von Kelly Slater - dem wohl weltbesten Surfer unserer Zeit - gehört. Hat man dies hinter sich gelassen und Torquay den Rücken gekehrt trifft man auf einen der weltberühmten Surfstrände Australiens: Bells Beach. Hier treffen sich jährlich zu Ostern die weltbesten Surfer vor einem staunenden Publikum. In Bells Beach wird Surfing zum Medien- und Profisport.
Hat man nun auch diese Surfkultur hinter sich gelassen, deren Philosophie es stets war, lieber in einem heruntergekommenen Campervan zu schlafen und als Küchenhilfe im Fish and Chips Shop zu arbeiten als Strand und Surfboard verlassen zu müssen, ist es schwer seine Augen auf die Straße zu richten, fährt man doch entlang einer spektakulären Steilküste mit unwirklich-schönen Stränden. Hier wo tausende Matrosen und Passagiere in den unberechenbaren Meeresströmungen und gefährlichen Klippen ihr Leben lassen mussten, gibt es endlosen Wanderwege und Aussichtsplattformen mit endlosen Fototouristen in ihrem hoffnungslosen Versuchen die Schönheit dieser Naturerscheinung einzufangen. Der wahrscheinlich spektakulärste Abschnitt ist dann auch gleich mit einem biblischen Namen versehen worden: 12 Apostel. Diese allein im Meer stehenden Klippen, deren Anzahl von ursprünglich neun auf sechs zusammengeschrumpft ist (12 Apostel klingt einfach besser), finden sich auf fast jeder Tourismusbroschüre für Australien und doch können die Fotos nicht jenen Eindruck der Schönheit beschreiben, den der Anblick dieser Apostel auslöst. Vielleicht die falsche Jahreszeit, vielleicht zu kalt zum Surfen und doch bleibt der Eindruck der unbeschreibbaren Naturschönheit. Mit einer Fahrt auf der Great Ocean Road werden die dem Reisenden die Romantiker  vertrauter.

Montag, 18. Juli 2011

Darwin: Zwischen Aboriginals, Backpackern und Krokodilen


Paul Hogan wollte den besonders authentisch-australischen Bushman darstellen, als er für seine berühmte Rolle als Crocodile Dundee einen „Bullroarer“ für einen „bush telephone call“ benutzte. Nur ist es so, dass dies ein besonders heiliges Instrument der Aboriginal People ist, das nur von bestimmten Angehörigen eines Clans gespielt werden darf. Für diese Blasphemie musste Hogan und seine Filmcrew den Kakadu National Park verlassen, gehört dieser doch offiziell den Ersten Einwohnern Australiens und wird auch von ihnen verwaltet. Immer wieder verärgert es die indigene Bevölkerung Australiens, wenn ihren Traditionen mit  Ignoranz begegnet wird. So beispielsweise nicht vor als zu langer Zeit in Deutschland als die australische Schauspielerin Nicole Kidmann ihren neusten Film „Australia“ bei „Wetten dass…“ bewarb. Neben dem immer gutgelaunten Tommy versuchte Kidmann nun ein Didgeridoo zu spielen. Nicht nur, dass so viel Stereotype kaum zu ertragen ist, Kidmann verscherzte es sich auch mit den Aboriginals, darf dieses Instrument doch ausschließlich von Männern gespielt werden.
Wer den Kakadu National Park besucht, lernt neben diesen Stories viel über die Indigene Bevölkerung Australiens. So zum Beispiel woran man ein originales Didgeridoo von seiner billigen Chinakopie unterscheidet. Die Produkte aus China sind innen glatt wie ausgefräst während ein Original kantig, uneben ist, denn dieses ist von Termiten und nicht von einer Maschine ausgehöhlt worden. Oder man lernt, warum die Ureinwohner Australiens immer wieder kontrollierte Feuer gelegt haben. Diese brennen das trockene Gras ab, wodurch die verschiedenen Tiere dem Feuer zu entkommen versuchen. Am Ende des brennenden Abschnittes stehen dann andere Angehörige eines Clans und es ist ihnen ein leichtes die fliehenden Tiere zu fangen. Gleichzeitig wächst nach dem Brand neues, frisches Gras, das neue Tiere, vor allem Kangaroos anlockt - Tierzucht ohne Zäune. Heutzutage hat man diese Tradition wieder aufgenommen, denn diese kontrollierten Brände haben einen weiteren wertvollen Effekt: wenn es durch Gewitter doch mal zu einem Bushfeuer kommt, ist das Ausmaß nicht so groß, ist doch ein Teil des trockenen Grases zuvor verbrannt worden. Eine faszinierende Kultur, zu deren Hinterlassenschaften die bis zu 4000 Jahre alten Höhlenmalereien bei Ubirr - einem der beliebtesten Ziele im Park - gehört. Diese dienten oftmals dem Unterricht der Kinder. So konnten diese von den verschiedenen Bildern lernen, welche Tiere gejagt werden und welche Teile besonders wertvolles Fleisch enthalten. Aber auch transportierten diese Bilder Verhaltensnormen und lehrten den Kindern, was durch Diebstahl passieren kann: die Ausrottung eines ganzen Stammes. Zu den Kuriositäten der Ubirr Malereien gehören auch zwei umrandete Hände, dessen Anatomie den Schluss zulässt, dass es sich hier um Hände von den ersten Siedlern handelt, auf die die Aboriginals gestoßen waren. Sie sind umrandet, weil der „White Fella“ (weiße Mann) diese stets träge in seinen Hosentaschen hat.
Diese Indigene Kultur trifft in Darwin auf die partysuchenden Backpacker vornehmlich aus Europa. Schläft man in einem der preiswerten und wenig sauberen Hostels hat man jeden Tag andere Zimmergenossen aus Frankreich, Belgien, Dänemark und natürlich aus Deutschland, deren Anzahl den größten Teil aller Backpacker ausmacht. Was sie suchen ist ihnen wahrscheinlich selbst nicht völlig klar aber alle finden sie das, was Darwin im Sommer ausmacht: Sonne, Frontiergesellschaft, tropische Langsamkeit, einsames Outback und natürlich Krokodile, die etwa neunzig Prozent der Schlagzeilen in der lokalen Zeitung ausmachen. Diese Krokodile kann man entweder im nächstgelegenen Billabong (australisch für eine Art kleinen See, der entsteht, wenn große Teile des Flut- und Flussgebietes in der Trockenzeit austrocknen) oder aber auf einer der vielfältigen Zuchtstationen bestaunen. Hier lernt man, dass Salzwasserkrokodile deshalb so heißen, nicht etwa weil sie in Salzwasser leben, ganz im Gegenteil bevorzugen sie Flüsse und Billabongs, sondern weil ihre Nieren auch Salzwasser vertragen, so dass sie in Flussmündungen leben oder kurzzeitig aufs Meer hinausschwimmen können, um Nahrung zu finden. Der Anblick dieser Tiere ist aber vor allem eine Lehrstunde des Respektes: einem fast fünf Meter großen und über 500 Kilo schwerem Croc will man badend nicht begegnen außer man ist der „Crocodile Dundee“.