Montag, 21. Februar 2011

Das Auto


„Ich kann mit dem Preis nicht runter gehen, mate. Das Auto steht hier an der Ausfahrt, weil gerade eben zwei Jungs ‘ne Testfahrt gemacht haben. Die haben mir 4700 Dollar anstatt der 5000 geboten und der Chef hat ‚nein‘ gesagt. Die sind jetzt wieder weg, wollten aber nochmal überlegen, ob sie nicht doch noch den Rest drauflegen. Ist halt ein gutes Auto für den Preis.“ Wer ein Gebrauchtwagen vom Händler kauft, hört allerhand solcher Geschichten und braucht ein gutes Verhandlungsgeschick. Und manch ein Händler ist hartnäckig. So wollte er auch nicht mit dem Preis runtergehen, als man ihm sagte, dass der gleiche Ford Laser, gleiches Baujahr, mit 10.000 km weniger vom Händler um die Ecke für 4500 Dollar angeboten wurde. Einziger Unterschied, es war Schaltung. „Siehst du, die Leute wollen hier alle Automatik fahren, da ist der Preis höher.“
Wer in Australien ein Auto fährt muss sich von deutschen Gebrauchtwagenpreisen verabschieden. Hier werden 15 Jahre alte Toyotas mit über 200.000 km noch für 4000-5000 Dollar angeboten, ohne dass man weiß, wie lange die noch durchhalten. Da braucht man schon seinen taxifahrenden pakistanischen Mitbewohner (Ein Fehler ist im vorherigen Beitrag unterlaufen. Zwei anstatt drei Mann kommen aus Indien. Ali kommt aus Pakistan.), um nicht auf die Tricks der Verkäufer reinzufallen. „Klar, 230.000 km sind viel, aber hier das Auto ist auf Gas umgerüstet. Das spart ‘ne Menge Sprit.“
Nach einer Odyssee bei den lokalen Autohändlern war es ein Toyota Corolla, der das Rennen gemacht hat. Baujahr 98, 180.000 km, 3 Monate Registrierung (Steuern), 12 Monate Garantie auf die Motorteile: 4300 Dollar. Zum Glück braucht man in Südaustralien keinen TÜV: was fährt, das fährt. Jetzt muss man nur noch auf der richtigen Seite einsteigen, sich ans Schalten mit links gewöhnen und auf der „proper side of he road“ (auf der „korrekten“ Straßenseite, wie der Australier gerne betont) fahren – der Händler war bei der Testfahrt nicht ganz frei von Unbehagen – und schon steht dem Strandausflug nichts mehr im Wege.
Natürlich, ein Name braucht ein jedes Auto: Daisy – benannt nach der niemals endenden Liebe von Jay Gatsby.

Montag, 7. Februar 2011

The House

Es ist nicht schon ungewohnt, wenn man seine Miete wöchentlich in einen Briefumschlag steckt und diesen in einen Kasten in wirft, damit der „Landlord“ diese dann einsammeln kann. In Deutschland unvorstellbar dieses einfache Prinzip. 140 Dollar pro Woche für einfaches, ziemlich kleines und bescheidenes Zimmer in einem Suburb von Adelaide, kann man nicht gerade für günstig halten. Dafür ist das Haus international besetzt. Drei Mann aus Indien – ein Maschinenbaustudent, ein IT-Spezialist, der aber zurzeit Taxi fährt, und ein indischer Sportstudent. Hinzukommt ein Elektrikerlehrling, eine Kellnerin, ein technischer Zeichner und ein nach langer Odyssee heimgekehrter Weinspezialist, der nach Jahren in Frankreich und Kanada etwas Neues anfangen will. Alle Australier. Und natürlich noch der deutsche Sprachassistent. Alle sind sie in den letzten Tagen und Wochen eingezogen und warten auf den noch letzten und neunten Mietbewohner.
Die Wohngegend selbst ist uninteressant, dafür aber zweckdienlich, weil das nächste Einkaufszentrum in wenigen Minuten zu Fuß zu erreichen und die S-Bahn Haltestelle genauso weit entfernt ist. Trotzdem fühlt es sich befremdlich an, wenn man selbst die kleinste Streck zu Fuß bewältigt, wo doch jeder hier ein Auto besitzt und man fährt, wenn man fahren kann. Das nächste Ziel ist ein Auto und bei der Anzahl an Mitbewohnern unbedingt ein Plan für die Reinigung der Bäder.