Montag, 18. Juli 2011

Darwin: Zwischen Aboriginals, Backpackern und Krokodilen


Paul Hogan wollte den besonders authentisch-australischen Bushman darstellen, als er für seine berühmte Rolle als Crocodile Dundee einen „Bullroarer“ für einen „bush telephone call“ benutzte. Nur ist es so, dass dies ein besonders heiliges Instrument der Aboriginal People ist, das nur von bestimmten Angehörigen eines Clans gespielt werden darf. Für diese Blasphemie musste Hogan und seine Filmcrew den Kakadu National Park verlassen, gehört dieser doch offiziell den Ersten Einwohnern Australiens und wird auch von ihnen verwaltet. Immer wieder verärgert es die indigene Bevölkerung Australiens, wenn ihren Traditionen mit  Ignoranz begegnet wird. So beispielsweise nicht vor als zu langer Zeit in Deutschland als die australische Schauspielerin Nicole Kidmann ihren neusten Film „Australia“ bei „Wetten dass…“ bewarb. Neben dem immer gutgelaunten Tommy versuchte Kidmann nun ein Didgeridoo zu spielen. Nicht nur, dass so viel Stereotype kaum zu ertragen ist, Kidmann verscherzte es sich auch mit den Aboriginals, darf dieses Instrument doch ausschließlich von Männern gespielt werden.
Wer den Kakadu National Park besucht, lernt neben diesen Stories viel über die Indigene Bevölkerung Australiens. So zum Beispiel woran man ein originales Didgeridoo von seiner billigen Chinakopie unterscheidet. Die Produkte aus China sind innen glatt wie ausgefräst während ein Original kantig, uneben ist, denn dieses ist von Termiten und nicht von einer Maschine ausgehöhlt worden. Oder man lernt, warum die Ureinwohner Australiens immer wieder kontrollierte Feuer gelegt haben. Diese brennen das trockene Gras ab, wodurch die verschiedenen Tiere dem Feuer zu entkommen versuchen. Am Ende des brennenden Abschnittes stehen dann andere Angehörige eines Clans und es ist ihnen ein leichtes die fliehenden Tiere zu fangen. Gleichzeitig wächst nach dem Brand neues, frisches Gras, das neue Tiere, vor allem Kangaroos anlockt - Tierzucht ohne Zäune. Heutzutage hat man diese Tradition wieder aufgenommen, denn diese kontrollierten Brände haben einen weiteren wertvollen Effekt: wenn es durch Gewitter doch mal zu einem Bushfeuer kommt, ist das Ausmaß nicht so groß, ist doch ein Teil des trockenen Grases zuvor verbrannt worden. Eine faszinierende Kultur, zu deren Hinterlassenschaften die bis zu 4000 Jahre alten Höhlenmalereien bei Ubirr - einem der beliebtesten Ziele im Park - gehört. Diese dienten oftmals dem Unterricht der Kinder. So konnten diese von den verschiedenen Bildern lernen, welche Tiere gejagt werden und welche Teile besonders wertvolles Fleisch enthalten. Aber auch transportierten diese Bilder Verhaltensnormen und lehrten den Kindern, was durch Diebstahl passieren kann: die Ausrottung eines ganzen Stammes. Zu den Kuriositäten der Ubirr Malereien gehören auch zwei umrandete Hände, dessen Anatomie den Schluss zulässt, dass es sich hier um Hände von den ersten Siedlern handelt, auf die die Aboriginals gestoßen waren. Sie sind umrandet, weil der „White Fella“ (weiße Mann) diese stets träge in seinen Hosentaschen hat.
Diese Indigene Kultur trifft in Darwin auf die partysuchenden Backpacker vornehmlich aus Europa. Schläft man in einem der preiswerten und wenig sauberen Hostels hat man jeden Tag andere Zimmergenossen aus Frankreich, Belgien, Dänemark und natürlich aus Deutschland, deren Anzahl den größten Teil aller Backpacker ausmacht. Was sie suchen ist ihnen wahrscheinlich selbst nicht völlig klar aber alle finden sie das, was Darwin im Sommer ausmacht: Sonne, Frontiergesellschaft, tropische Langsamkeit, einsames Outback und natürlich Krokodile, die etwa neunzig Prozent der Schlagzeilen in der lokalen Zeitung ausmachen. Diese Krokodile kann man entweder im nächstgelegenen Billabong (australisch für eine Art kleinen See, der entsteht, wenn große Teile des Flut- und Flussgebietes in der Trockenzeit austrocknen) oder aber auf einer der vielfältigen Zuchtstationen bestaunen. Hier lernt man, dass Salzwasserkrokodile deshalb so heißen, nicht etwa weil sie in Salzwasser leben, ganz im Gegenteil bevorzugen sie Flüsse und Billabongs, sondern weil ihre Nieren auch Salzwasser vertragen, so dass sie in Flussmündungen leben oder kurzzeitig aufs Meer hinausschwimmen können, um Nahrung zu finden. Der Anblick dieser Tiere ist aber vor allem eine Lehrstunde des Respektes: einem fast fünf Meter großen und über 500 Kilo schwerem Croc will man badend nicht begegnen außer man ist der „Crocodile Dundee“.

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